Zuerst wollten wir mit dem Boot von Siem Reap über den Tonle Sap, den größten See Südostasiens, nach Battambang fahren. Da die Fahrt für die gerade einmal 70 Kilometer aber fast 7 Stunden dauern sollte, entschieden wir uns für den deutlich schnelleren Transport per Minibus in nur 3 Stunden.

Die besten Tipps für Battambang

Die zweitgrößte Stadt Kambodschas

Dort angekommen, konnten wir es kaum glauben, dass wir in der zweitgrößten Stadt Kambodschas sein sollten. Kein hektischer Großstadtverkehr, keine Ampeln, teilweise noch ungeteerte Straßen im Zentrum, und nur wenige Hochhäuser waren zu sehen. Nein, Battambong hatte nichts an sich, dass an eine Stadt im engeren Sinn erinnerte. Wir wähnten uns eher in einem beschaulichen Dorf, in dem Kinder noch ungestört vom Autoverkehr auf der Straße spielen konnten. Unser Quartier, das Delux Villa Hotel lag gerade einmal 5 Gehminuten vom Zentrum entfernt und war doch schon an der Peripherie der Stadt gelegen.

Straßenszene in Battambang, Kambodscha
es herrscht noch wenig Verkehr in der Innenstadt

Mit dem Fahrrad oder doch lieber zu Fuß?

Lange hatten wir überlegt, ob wir Battambang überhaupt ansteuern sollten, denn es gab kaum nennenswerte Attraktionen. Eingeschränkt durch Doris Urlaubszeitbudget hatten wir nur einen Monat zur Verfügung, um Kambodscha und Laos zu bereisen. Aber irgendwie hat es mich dann doch gereizt, die zweitgrößte Stadt Kambodschas zu besuchen und wie sich herausstellte, war sie durchaus einen Besuch wert. Die beste Möglichkeit der Erkundung sollte nach Berichten anderer Reisender, das Fahrrad sein. Wir waren aber in der heißen Nebensaison unterwegs, und aufgrund der über 40 Grad, kam das für uns nicht in Frage. Zu Fuß, es war ja nicht weit, haben wir das nahe Zentrum mit einigen liebevoll restaurierten Bauten aus der Kolonialzeit besichtigt.

Zentraler Markt – Psar Nat

Unser erster Weg führte uns zu dem, in den 1930er Jahren, im Art Deco Stil erbauten Zentralmarkt, Psar Nat. Neben allerlei Alltagsgegenständen und Schmuck verkauft man hier vor allem Lebensmittel.

Straßenküche vor dem Zentralmarkt in Battambang, Kambodscha
Straßenküche vor dem Zentralmarkt
Sangkar Fluss, Battambang, Kambodscha
Sangkar Fluss
geschmorte Schlange, Straßenküche, Battambang, Kambodscha
geschmorte Schlange

In unmittelbarer Nähe, am Sangkar Fluss gibt es einige günstige Straßenrestaurants. Hier kann wo man auch gut essen. Leichter Wind, der über dem Fluss strich, sorgte mit einer kühlen Brise für ein wenig Abkühlung. Abends habe ich hier zum ersten Mal Schlange gegessen. Die Alternative wäre entweder Frosch oder Reisratte gewesen. Schlange schien mir die bessere Wahl. Ich konnte mich nicht überwinden, den ebenfalls im Angebot befindliche Ziegenpenis auszuprobieren. Er war mir aber auch zu teuer. Die kulinarische Horizonterweiterung hat sehr gut geschmeckt, und erinnerte von der Konsistenz an eine Mischung aus Hühnchen und Fisch. Vielleicht wage ich es auch einmal, die an vielen Ständen angebotenen Skorpione zu kosten, bislang hielt mich mein anerzogenes Ekelgefühl noch davon ab.

Battambang – das Stadtdorf oder die Dorfstadt
Ziegenpenis, na eher nicht

Kulinarisches Erbe

Die Franzosen hinterließen ein kulinarisches Erbe. Vielerorts bekommt man frisches Baguette (Nom Pang), wahlweise auch gefüllt mit Schinkenstücken, frischem Fleisch und Gemüse. Auch ausgezeichnete Crêpes sind in manchen Garküchen zu bekommen. Französische Restaurants sind sowohl in Kambodscha als auch in Laos an vielen Orten zu finden.

Einige nette Cafés dienten uns beim Stadtrundgang in der gnadenlosen Hitze als Zufluchtsstatt, wo man sich kurz abkühlen und erfrischen konnte. Als es gegen Mittag zu heiß wurde, flüchteten wir aus dem Stadtzentrum in den kühlenden Pool unseres Hotels. Das sollte unsere Überlebensstrategie in der glühenden Hitze für vier Wochen werden.

unbefestigte Straße im Zentrum von Battambang, Kambodscha
unbefestigte Straße im Zentrum

Am Pool lernten wir das australische Paar Steve und Doreen kennen. Beide waren Lehrer vom Beruf und kamen ursprünglich im Rahmen eines Hilfsprojekts nach Battambang. Sie unterrichteten einige Wochen pro Jahr kostenlos an lokalen Schulen. Kambodscha hat eine hohe Analphabetenrate, da es einen starken Lehrermangel im Land gibt. Die roten Khmer hatten im Zuge ihrer kurzen Schreckensherrschaft beinahe die ganze Intelligenz des Landes ausgerottet. Die Folgen sind bis heute spürbar. Auf die Verbrechen des Pol Pott Regimes, werde ich in kommenden Artikeln genauer eingehen.

Patenschaften – Entwicklungshilfe für jedermann

Vor einigen Jahren haben Phil und Sue auch die Patenschaft für Kiri, ein Kind aus der Stadt übernommen. Sie ließen ihr eine fundierte Ausbildung zukommen und blickten stolz auf das Ergebnis ihrer Unterstützung. Die mittlerweile Erwachsene, Tochter aus ärmlichen Verhältnissen, konnte sogar studieren und ist heute als Lehrerin tätig. Sie unterrichtet Kinder und unterstützt mit ihrem Einkommen ihre Familie und leistet so einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes.

Ohne die Hilfe des australischen Paares, wäre die Zukunft des Kindes ungewiss gewesen. Sie bekamen Kiri über eine NGO zugewiesen, die Patenschaften vermittelt. In deren Programm war allerdings nur eine Grundausbildung vorgesehen, ähnlich dem Mittel- oder Hauptschulabschluss bei uns. Danach wäre es Schluss gewesen mit weiterer Förderung und Phil und Sue hätten ein anderes Patenkind zugewiesen bekommen. Sie wussten aber genau, dass ohne weiterführende Ausbildung, kein besseres Leben für Kiri möglich war.

Ein kleiner Beitrag

Deshalb haben sie Kiri und deren Familie, ohne Mitwirkung der Organisation, erfolgreich weiter unterstützt. Ich mochte diese Leute und fand es großartig, was die beiden hier gemacht haben. Es zeigt, wie man auch mit kleinem finanziellen Aufwand (die Ausbildungskosten sind für westliche Verhältnisse nicht sonderlich hoch) und ein wenig Engagement einen konstruktiven Beitrag leisten kann, um die Welt zum Positiven zu verändern.

Killing Cave

Etwa 12 km außerhalb von Battambang befindet sich die „Killing Cave“. Auf einem schon von weitem sichtbaren Hügel, namens Phnom Sampeau, steht ein Kloster mit einer grauenvollen Vergangenheit. Die roten Khmer (1975-1979) nutzten bevorzugt heilige Orte für ihre Gräueltaten, wie eben dieses wunderschön gelegene Kloster. Vermeintliche Gegner des Regimes wurden dort bestialisch gefoltert, um angebliche Verbrechen gegen das Regime zu gestehen. Nach einer gewissen Zeit hat jeder gestanden, nur damit die Pein ein Ende nahm.

Todesschacht in der Killing Cave, Battambang, Kambodscha
Todesschacht in der Killing Cave
Battambang – das Stadtdorf oder die Dorfstadt

Danach wurden alle ausnahmslos getötet, und dazu in eine mehrere Meter tiefe Karsthöhle hinabgestoßen. Von den Folterungen und den Tötungen zeugt heute ein Figurenpark, der die sadistischen Methoden der Peiniger anschaulich darstellt. Steile Treppen führen die Höhle hinab zu einem Schrein, in dem die Gebeine einiger Opfer als Mahnmal ausgestellt sind. Nachdenklich verließen wir den im Grunde malerischen Ort. Man hatte vom Gipfel des Hügels einen grandiosen Ausblick auf die Weite des ihn umgebenden Flachlands und nichts ließ von außen erahnen, welche Verbrechen hier in jüngerer Vergangenheit begangen wurden.

Aussicht vom Phnom Sampeau, Battambang, Kambodscha
Aussicht vom Phnom Sampeau

Wir folgten einem Weg, der durch weitere Tempelanlagen auf dem Hügel führte. Diese befanden sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls, manche wurde gerade renoviert, auch ein Affentempel war darunter. Der Weg führte uns schließlich zurück zu unserem Ausgangspunkt am Fuße des Hügels. Es wird empfohlen, die Wege nicht zu verlassen, da abseits, auch Jahrzehnte nach dem Krieg, noch immer Minengefahr besteht.

Affentempel am Phnom Sampeau, Battambang, Kambodscha
Affentempel

Wieder unten angekommen wartete noch ein Naturereignis auf uns, das wir uns keinesfalls entgehen lassen wollten.

Bat Cave

Millionen von Fledermäusen strömen jeden Abend bei Sonnenuntergang aus einer Höhle, der sogenannten Bat Cave, ins Freie. Rund um diese Höhle haben sich mittlerweile etliche Restaurants und Streetfood-Läden angesiedelt, um Touristen, die dieses abendliche Spektakel genießen wollen, mit Speis und Trank zu versorgen.

Fledermäuse verlassen abends die Batcave

Voll Vorfreude auf das Naturspektakel, genießen wir nach unserer anstrengenden kleinen Tour, unsere kühlen Drinks. Und dann ging es plötzlich los. Als hätte jemand ein Signal gegeben, strömte auf einmal ein Schwarm Fledermäuse aus der Höhlenöffnung und zeichnete, stetig bewegende, auf- und abschwellende, schwarze Bänder in den abendlichen Himmel. Nach einer halben Stunde, es strömten immer noch unvermindert Massen von Fledermäusen ins Freie, verließen wir das Spektakel. Erstens war Doris schon langweilig und zweitens zog ein drohendes Gewitter am Horizont auf.

Batcave , Battambang, Kambodscha
Batcave
Battambang – das Stadtdorf oder die Dorfstadt
Tempel vor dem Phnom Sampeau

Bamboo Train

Eine Sehenswürdigkeit möchte ich noch erwähnen. Den sogenannten Bamboo Train. Auf einer mehrere Kilometer langen Gleisanlage, etwas außerhalb der Stadt gelegen, diente dieser ursprünglich dem Transport von Ernteerträgen, Werkzeugen und Landarbeitern. Dazu wurde eine Plattform aus Bambusrohren auf einer Draisine montiert und fertig war der Bamboo Train. Backpacker entdeckten vor Jahren diese exotische Beförderungsart als neue Touristenattraktion für sich. Der ursprüngliche Zug wurde mittlerweile durch eine Stahlkonstruktion ersetzt und wird nur mehr für touristische Zwecke eingesetzt. Wir haben diese Attraktion ausgelassen, sie soll aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Battambang – das Stadtdorf oder die Dorfstadt
Spiegelselfie auf dem Weg zur Bat Cave

Es hieß Abschied nehmen vom beschaulichen Battambang. Per Minibus ging es weiter in die einzige Millionenstadt des Landes. Phnom Phen erwartete uns.

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Battambang – das Stadtdorf oder die Dorfstadt
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Martin Wieser

Ich bin Martin. Im zarten Alter von 49 Jahren habe ich beschlossen eine Auszeit zu nehmen, meinen Job gekündigt um mal ein Jahr die Welt zu erkunden. In meinem Blog beschreibe und bebildere ich meine Erlebnisse. Und ich habe eine Mission: deine Reiselust zu wecken.

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